Warum es sinnvoll ist die Kampfkünste zu studieren
Was ist eigentlich ein Kampf ? Und warum berührt uns das alle ?
Das Wort Kampf kommt vom lateinischen „campus“, das Feld, wird aber bei der Übernahme in das Germanische schon auf das Schlachtfeld eingeschränkt. Die aggressive, Gewalt einschließende Auseinandersetzung liegt übrigens auch dem englischen Wort „fight“ und dem französischen „combat“ inne.
Der Kampf bezeichnet von seiner etymologischen Wurzel her also eine aggressive Auseinandersetzung zwischen zwei oder mehr Parteien. Das wird auch im Wettkampf, also dem sportlichen Wettstreit (der schließlich auch das Wort Streit enthält und ebenfalls auf Aggressionen zwischen Menschen verweist) nur graduell eingeschränkt, denn für den Zeitraum auch des sportlichen Wettkampfes werden typische andere zwischenmenschliche Verhaltensweisen ausgesetzt. Das geht auch nicht anders, denn wenn ein Hundertmeterläufer den Konkurrenten freundlich den Vortritt lässt, ist seine Teilnahme am Lauf sinnlos. Und im bewaffneten Kampf verwirkt der sich nicht verteidigende Verteidiger sein Leben. Kampf als Auseinandersetzung verschiedener Parteien kann notwendig sein, Kampf als Wettkampf kann auch Spaß machen, aber Kampf ist weit mehr als das.
Verdeutlichen lässt sich das auf einer ersten Stufe, wenn man wieder eine andere Sprache bemüht. Kampf heißt im Arabischen „Djihad“, aber das ist nicht die einzige Bedeutung der Vokabel, denn sie bedeutet – nebenweiteren religiösen Konnotationen – vor allem auch Anstrengung. Eine Anstrengung unternimmt aber der Einzelne. Man kann sich zwar auch mit oder gegen andere anstrengen, aber die Anstrengung selbst ist immer eine persönliche Sache. Als Anstrengung kann man dabei im weitesten Sinne alle Tätigkeiten verstehen, die man durchführt um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, wird aber sinnigerweise Anstrengung besser auf wirklich zielgerichtete Aktionen einschränken, deren Durchführung Kraft und Willen erfordert. Einen Film anzusehen ist schwerlich eine Anstrengung, auch wenn man ihn zielgerichtet, etwa mit dem Wunsch nach Unterhaltung ansieht. Aber einen Film zu drehen ist eine Anstrengung, die man zu Recht auch als einen Kampf bezeichnen kann.
Die persönliche Weiterentwicklung, sich das Ziel setzen ein guter Mensch zu sein und ein erfolgreiches Leben zu führen und dieses Ziel dann zu verfolgen ist mit Sicherheit auch eine Anstrengung. Und es ist eine Auseinandersetzung. Eine Auseinandersetzung als Kampf mit sich selbst und gegen selbst hervorgebrachte Widerstände wie die eigene Faulheit. Ein Kampf gegen den Wunsch sich gehen zu lassen. Eine Auseinandersetzung mit sich selbst als Kampf gegen den Wunsch, sich einfach in die Bewegung der Masse einzuklinken und sich von ihr durch das Leben tragen zulassen.
Nicht nur beim Turnier auf der Matte zu bestehen ist ein Kampf, auch wenn man zuerst an ein solches Bild denken mag. Eine Berufsausbildung durchzuhalten ist auch ein Kampf. Keiner der mit Fäusten gegen andere geführt wird (hoffentlich), sondern einer der mit Willenskraft gegen sich selbst geführt wird.
Die Beziehung zum Partner kann in schweren Zeiten zu einem Kampf werden. Und damit sind nicht die Auseinandersetzungen und die Streitereien gemeint, die man mit dem Partner ausficht, sondern die Auseinandersetzungen, der Kampf mit sich selbst, die Anstrengung nicht einfach wegzulaufen und sich jemand anderen zu suchen. Der Kampf, sich zu der Erkenntnis durchzuringen, das Zusammenleben immer auch Zusammenraufen ist, sobald die Flitterwochen vorbei sind. Die Pflege eines Verwandten ist Kampf, denn es ist eine enorme Anstrengung geduldig zu sein, sich zu überwinden, dauernd da sein zu müssen.
Das Ertragen eigener Krankheit ist Kampf. Oder sich nach einem Unfall durch manchmal jahrelange Rehabilitationen zu quälen, ohne aufzugeben.
Es gibt viele Kämpfe und kein Leben kann gelebt werden, ohne den Kampf und die Anstrengung zu erleben. Die Frage ist, wie man sich dazu verhält. Die Kampfkünste umfassen diese Einstellungsfrage mit der gleichen Selbstverständlichkeit, wie sie die technischen Fragen des Ausführens von „Die Pferdemähne teilen“ oder des richtigen Uchi ude uke umfassen. Die Einstellungsfrage aber ist die wichtigere, denn ihre Beantwortung führt zu der Geistes- und Körperhaltung, die die Pferdemähne oder den Block dann gelingen oder scheitern lässt. Und die Geistes- und Körperhaltung, die die Kampfkünste vermitteln können, lassen sich auf alle Aspekte außerhalb des Dojo genauso anwenden wie auf das Geschehen auf der Matte.
Wettkampf
Man kann den eingeschränkten Begriff von Kampf aber auch am Beispiel des Wettkampfes aufzeigen, so wie ihn alle Kampfsporttreibenden aus der eigenen Schule kennen.
Das ist zwar kein bedrohlicher Kampf, der um die eigene Existenz gefochten wird, aber hinter dem harmloseren Rahmen des sportlichen Vergleichs verbirgt sich das gleiche eingeschränkte Paradigma, wie es auch die Vulgärsicht des Führungskräftetrainings nach vermeintlichen Kriegerprinzipien beinhaltet: Kampf als Mittel zum Sieg über einen Gegner.
Aus der Erfahrung der Teilnahme an etlichen nationalen und internationalen Wettkämpfen, folgt eine Schilderung persönlicher Erfahrungen. Eines muss dabei vorangeschickt werden: Eine Teilnahme an solchen Events und Wettbewerben ist der positiven persönlichen Entwicklung oftmals hinderlich.
Dies ist sicher nicht auf Anhieb zu verstehen – hier der Versuch einer Erklärung:
Am Anfang ist dem Schüler der Wettbewerbsgedanke förderlich, er setzt sich kurzfristige Ziele – „Ich will nächstes Jahr soweit sein wie Schüler X“. Wer aber zuvorderst danach strebt, besser zu sein als X, steht seiner Entwicklung langfristig im Weg – das verkrampfte Wollen und die Fixierung auf Ziele mit Blick auf andere statt auf sich selbst und seine Bedürfnisse lässt einen die Offenheit für anderes verlieren. Bezogen auf den Wettkampf heißt das: Der Gewinn einer Meisterschaft bedeutet nur, dass man begründet auf ein Regelwerk (was eine eklatante Einschränkung bedeutet) innerhalb einer Personengruppe (nur die Anwesenden) laut Meinung von Dritten (Schiedsrichter, Kampfrichter), zu einer bestimmten, punktuellen Zeit etwas besser gemacht haben soll als ein paar andere Menschen.
Hmmm – später lernt man, dass sich die Mühe dafür nicht lohnt! Welchen Wert außer einer momentanen Befriedigung hat es, zwei, drei Kombinationen etwas besser zu beherrschen als die sieben, acht, oder zehn anderen in deiner Gewichtsklasse, so dass du ein Turnier gewinnen konntest? Welchen Nutzen hat es überhaupt, sich hinsichtlich eines isolierten Aspektes mit anderen zu vergleichen? Es lohnt sich viel eher, die Energie seiner ganzheitlichen und langfristigen Entwicklung zu widmen. Diese wahre Leistung wird dir dein Leben lang als Belohnung dienen.
Auch ist die Teilnahme an Wettbewerben kein Zeichen von Meisterschaft. Dazu ein Beispiel aus der Praxis: Es kam einmal ein Schüler zu mir – schlaganfallgeschädigt mit vielen Bewegungs- und Leistungseinschränkungen. Jetzt, Jahre später, bewegt er sich wie ein gesunder Mensch. Da er aber schon 60 Jahre alt ist, wird er nicht mehr die absolute körperliche Fitness eines jungen Mannes erreichen – in der Summe hat er aber viel mehr geleistet als der junge, sportlich talentierte Mann, der nach der selben Trainingszeit irgendeinen Meistertitel nach Hause bringt, den er dem exzessiven Training seines mittlerweile nahezu perfekten Ura Mawashi-Geris verdankt.
Respekt dafür, aber mit ganzheitlicher Entwicklung hat das im Gegensatz zu dem anderen Schüler nicht viel zu tun. Wettkampf schränkt jeweils auf enge Anwendungsgebiete und eine limitierte, meist geringe Anzahl von Anlässen ein, während die Kampfkunst, als Kunst und später dann als Lebenshaltung verstanden, uneingeschränkt zur Entwicklung der Persönlichkeit zur Verfügung steht.
Kampfkunst
Wenn ich mich mit Außenstehenden unterhalte und auf das Thema Kampfkunst zu sprechen komme, habe ich oft das Problem, diesen Begriff zu erklären. Unter dem Begriff Kampfsport können sich die meisten etwas vorstellen, aber der Zusammenhang zwischen Kampf und Kunst ist oft schwer verständlich.
Weiterhin ist der Begriff Kampf bei vielen Menschen negativ besetzt und wird mit Gewalt, Aggression oder gar Krieg in Verbindung gebracht. Das, was sich die meisten noch am ehesten unter dem Begriff vorstellen können, ist Kampfkunst als Selbstverteidigung, also wieder als eine Form von Gewalt, wenn auch legitimiert, um einen Angriff abzuwehren. (Dabei lassen wir die Gefahr des Missbrauchs von Kampftechniken mal außer Acht.) Die Kampfkunst aber strebt in eine ganz andere Richtung, nämlich danach Frieden und Harmonie zu schaffen.
An dieser Stelle kommen wir zur Trennung zwischen Kampfsport und Kampfkunst. Den Aspekt der Selbstverteidigung gibt es sicherlich, aber in der Kampfkunst spielt er eine eher untergeordnete Rolle. Im Kampfsport dagegen steht er durchaus gleichberechtigt neben dem Aspekt der körperlichen Fitness. Hinzu kommt noch der Bereich des sportlichen Wettkampfes, der im Kampfsport eine große Rolle spielt; in der Kampfkunst weniger. Mit den Bereichen Selbstverteidigung und Wettbewerb bewegt sich der Kampfsport aber hauptsächlich auf der äußeren Ebene, weitestgehend beschränkt auf das Training des Körpers.
Die Kampfkunst hingegen beschäftigt sich über die körperliche Ebene hinaus mit den geistigen, philosophischen und auch religiösen Ursprüngen. Ziel der Kampfkunst ist die Selbsterkenntnis; die Kampftechniken dienen dabei als Mittel.
Die Bewegung, ihre Abfolgen, die Wiederholungen dienen vor allem der Konzentration. Kampfkunst ist Meditation in Bewegung und Meditation trachtet danach, den Menschen ganzheitlich, spirituell, intellektuell und körperlich, zu entwickeln.
Wenn wir den Begriff Kampf hier also als Anstrengung oder Auseinandersetzung definieren, kommen wir dem Sinn der Kampfkunst näher. Auseinandersetzung meint hier vor allem Auseinandersetzung mit sich selbst. Wichtig ist z. B. die Wahrnehmung der eigenen Gefühle, auch der vermeintlich negativen. Wie gehe ich mit Gefühlen wie Wut oder Angst um und wo kommen die überhaupt her?
Wenn ich mich also im Sinne der Kampfkunst mit mir auseinandersetze, lerne ich, die Wechselwirkungen und Zusammenhänge von Körper und Geist zu erkennen und kann an deren Harmonisierung und Einheit arbeiten. In diesem Zusammenhang muss mir klar sein, dass der kleinste Gedanke eine Reaktion in meinem Körper hervorruft. Wenn ich hungrig bin und an ein leckeres Essen denke, so läuft mir das Wasser im Munde zusammen. Der Gedanke allein also hat ausgereicht, eine körperliche Reaktion hervorzurufen.
Genauso wird ein Gedanke – etwa an etwas das ich stark ablehne, an etwas, das ich fürchte – genügen, um meinen Blutdruck zu steigern und meinen Puls zu erhöhen. Genauso wird aber auch mein körperliches Empfinden meinen Geist beeinflussen – Lust wird mich antreiben, Schmerz wird mich hemmen.
Einerseits hat also meine Körperhaltung Einfluss auf den Zustand meines Geistes und andererseits wiederum ist der Zustand und die Haltung meines Körpers Ausdruck meines Geistes. Körper und Geist lassen sich nicht trennen. Unmotiviertes Lachen (eine körperliche Tätigkeit) ist durchaus in der Lage, meine Laune (die Ebene des Geistes) zu heben. Niedergeschlagenheit drückt sich auch gerne in hängenden Schultern aus. Richte ich nur meinen Körper auf, so verbessert sich schlagartig schon meine geistige Konstitution. Diese Zusammenhänge sind mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen.
An dieser Schnittstelle von Körper und Geist liegt ein weiterer Unterschied zwischen Kampfkunst und Kampfsport: Zum Sport gehe ich, bewege mich eine Zeit lang mehr oder weniger ausgiebig und gehe dann wieder nach Hause. Kampfkunst wirkt sehr viel weiter in den Alltag hinein. Lassen wir die ganzen vordergründigen Aspekte wie Steigerung der Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit, Entwicklung von Geduld, Disziplin, Beharrlichkeit etc., mal außer Acht und schauen wir etwas tiefer.
Die Basis jeder Kampfkunst, auf körperlicher Ebene, ist der stabile Stand in jeder Situation. Ohne Standfestigkeit, ohne die Verwurzelung im Boden, ist jede weitere Technik wertlos. Die Entwicklung eines stabilen Standes funktioniert aber nur, wenn ich die Arbeit auf der geistigen Ebene fortsetze.
Nur, wenn ich darüber nachdenke, was einen guten Stand überhaupt ausmacht und was das mit meinem Alltag zu tun hat, kann ich bei dieser Aufgabe Fortschritte erzielen. Ich lege mir die Wurzeln, die mir meine Standhaftigkeit geben werden, zuerst im Kopf an. Soll das beispielsweise im Dojo, an zwei Tagen in der Woche für die Zeit zwischen 19.00 und 21.00 Uhr funktionieren, so muss ich weit über diese zweimal zwei Stunden und den einen, beschränkten Ort hinausgreifen.
Die nötige Konzentration und die Gelassenheit, die die Anspannung des Kime erst ermöglichende vorherige Entspannung sind nur erreichbar, wenn ich mich in einem ausgeglichenen körperlichen und geistigen Zustand befinde: ausreichend ernährt, selbstsicher, sorgenfrei bei der Sache, emotional ausgeglichen. So erarbeite ich mir den festen Standpunkt im Dojo aus einem festen Standpunkt, den ich auch im alltäglichen Leben einnehme.
Um diesen Standpunkt für das alltägliche Leben zu gewinnen, kann ich aber auf Erkenntnisse aus der den Kampfkünsten unterliegenden Philosophie sowie auf deren körperliche und geistige Übungen zurückgreifen. Deren Erkenntnis und Praxis wird nicht ohne Einfluss auf mein tägliches Leben bleiben und mir geistige Standhaftigkeit verleihen. Diese äußert sich dann etwa in Selbstbewusstsein und Gelassenheit – im Dojo genauso wie in der Schule, an der Werkbank oder hinter dem Schalter. So wirkt das eine verstärkend auf das andere ein und eine Spirale der positiven Persönlichkeitsentwicklung hat begonnen, sich zu drehen.
Flexibilität ist eine weitere Voraussetzung, um beim Trainingskampf auf die verschiedenen Anforderungen, wie Abwehr und Angriff, Finten etc. reagieren zu können. Arbeite ich daran, so lerne ich auch, auf die verschiedenen Anforderungen des Alltags flexibel zu reagieren.
Im Kampf kann ich es mir nicht leisten, mich auf eingefahrene Verhaltensmuster zu verlassen (nach rechts ausweichen, Fußtritt zum Knie des Standbeins, Faustschlag zum Kopf), denn was passiert, wenn der andere auch ausweicht?
Grundlage für die Flexibilität ist aber meine geistige Einstellung, meine Offenheit für sich wandelnde Situationen. Diese Offenheit wird sich mit der Zeit auch zu einem Charakterzug entwickeln, der im täglichen Leben Anwendung findet.
Auch hier beginnt eine Spirale, sich zu drehen; eine Art Himmelskreis, im diametralen Unterschied zum bekannteren Teufelskreis.
Diese Beispiele lassen sich beliebig fortführen, Analogien zwischen Dojo und täglichem Leben finden sich auch bei der Entspannung, der Dynamik, dem strategischen Denken und anderen Punkten.
Für das Verständnis des Verhältnisses von Emotion, Intellekt und Körperlichkeit einerseits und deren Auswirkung in allem Tun – den Anstrengungen vor allem – andererseits lohnt es, sich mit den philosophischen und religiösen Ursprüngen der Kampfkunst auseinanderzusetzen. Taoismus, Buddhismus und die Ideen des Konfuzius hatten einen wesentlichen Einfluss auf ihre Entwicklung.
Die Grundlagen der asiatischen Philosophien und Religionen differieren stark von denen, die wir im Westen automatisch erlernen und die meist die Bedeutung des Intellekts überbetonen, so dass es nötig ist, sich aktiv mit ihnen auseinanderzusetzen, wenn man die den Kampfkünsten unterliegende Haltung und Weltanschauung verstehen will.
Fazit: Die Kampfkunst ist ein Weg nach innen mit dem Ziel, sich selbst zu erkennen; eine Suche nach Ganzheit, nach Einheit von Körper und Geist und nach Einklang mit dem Universum. Es gibt den Begriff des „friedvollen Kriegers“, er strebt nach innerer Harmonie und danach, im Einklang mit Natur und Umwelt zu leben. Er ist ein zutiefst friedliebender Mensch.
Wer andere kennt, ist klug.
Wer sich selber kennt, ist weise.
Wer andere besiegt, hat Kraft.
Wer sich selbst besiegt, ist stark.
Laotse, Tao te king
Ziel der Kampfkunst (und Ziel, der die Kampfkünste Lehrenden) sollte es sein, den Schülerinnen und Schülern neben den Übungen immer auch Folgendes zu vermitteln – aber im Kontext und nicht reduziert auf einzelne Begriffe:
Leben bedeutet „Kampf“!
Aber nur zu einem kleineren Teil den Kampf mit anderen, sondern zuallererst den Kampf mit sich selbst, denn Kampf ist eine Anstrengung für ein Ziel und somit sehr viel mehr als die Auseinandersetzung mehrerer Individuen miteinander. Kampf als Anstrengung findet zuerst in uns selbst statt. Wir streben in unserem Leben nach Glück und Zufriedenheit, suchen die Ausgeglichenheit und sind sehr bemüht, diese zu bewahren. Dies erfordert Anstrengungen. Wenn wir an friedlichen Gedanken arbeiten, brauchen wir Stabilität, damit wir uns von äußeren, negativen Einflüssen nicht stören lassen. Das heißt, wir müssen uns mit dem Negativen auseinandersetzen. Die Stabilität finden wir dann durch Ruhe und Gelassenheit nach der Auseinandersetzung mit den Störfaktoren, die dem inneren Frieden entgegenstehen. Die Übungen der Kampfkunst stellen die täglichen Hilfsmittel dar, dieses Ziel zu erreichen. Der Kampf richtet sich also auf uns selbst, es ist eine Anstrengung, die nicht nach außen, auf irgendwelche Feinde oder Wettbewerber gerichtet ist, sondern nur uns selbst betrifft. Meistern wir diese Anstrengung, halten wir die Stärke in Händen, die Laotse meint.
Sind das banale Weisheiten ähnlich derer, die man auf Kalenderblättchen und in Glückskeksen findet? Nun, auch Banalitäten können so wichtig sein, dass man sie (immer wieder) ins Gedächtnis rufen muss. Aber so banal kann das Gesagte gar nicht sein, wenn, wie man sehen kann, kaum jemand danach handelt. Woran man das sehen kann? An der unausgeglichenen und hektischen Umwelt, die uns umgibt; an den verfehlten Zielsetzungen die so viele Menschen umtreiben, dass ihnen die Nichtausgeglichenheit, das Nichtgelassensein und die Probleme, die sie mit dem Leben haben, förmlich aus den Poren dringen; an dem Primat materieller Ziele, das das Handeln so vieler Personen bestimmt und weit über die wirklich nötige Sicherheit der materiellen Grundbedürfnisse hinausgeht. Aber man kann es auch ganz konkret in den Kampfsportarten sehen: an Trainingseinheiten, in denen die Schüler nicht darauf hingewiesen werden, dass beim Kime die Entspannung wichtiger ist als die Zehntelsekunde der Anspannung; an Trainings, die allein die bloße Körperlichkeit in Form schnellerer Kicks und härterer Punchs in den Vordergrund stellen; an Formentrainings, die zuvörderst darauf bestehen, dass die Stellungen den Millimeterangaben auf einem Lineal zu folgen haben, anstatt die Individualität des Schülers zu berücksichtigen und ihm Abweichungen zu erlauben, die für ihn besser sind. Natürlich sind Disziplin, gemeinsame Grundlagen und körperliche Fitness erstrebenswerte Ziele innerhalb der Kampfsportarten, die Kampfkünste aber gehen weiter, berücksichtigen individuelle Bedürfnisse stärker und betonen die Geistes- vor der Körperhaltung. So machen die Kampfkünste den „Lebenskampf“ als wertvolle Anstrengung erfahrbar. Und so wird das Dojo ein Übungsraum für das Leben.
Text: Soke GM Uwe Hasenbein & Sifu Dr. Frank Weinreich
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Gohshinkan Ryu Dojo
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